Am 11. April ist Welt-Parkinson-Tag. Dieses Datum ist kein Zufall, denn es ist der Geburtstag des Namensgebers der Krankheit, des britischen Arztes, Chirurgen und Paläontologen James Parkinson (1755 – 1824). Der Tag soll auf die langsam fortschreitende neurologische Erkrankung aufmerksam machen. Allein in Deutschland leiden etwa 400 000 Menschen an Morbus Parkinson, weltweit sind es 6,3 Millionen.
Das Benedictus Krankenhaus Feldafing bietet seit Jahresbeginn für Patienten die Komplexbehandlung bei Morbus Parkinson an. „Ziel ist es, durch die Kombination aus medikamentöser und nicht-medikamentöser Therapie sowie besonderer pflegerischer Versorgung die Krankheitssymptome bei Patienten zu mildern, sodass eine Teilhabe am Leben ohne wesentliche Einschränkung der Lebenserwartung gewährleistet ist“, erklärt Prof. Dr. Dirk Sander, Chefarzt des Neuro-Zentrums Tutzing & Feldafing.
Die Starnberger See-Klinik ist die erste und bislang einzige im Fünfseenland, die diese Komplexbehandlung anbietet. Prof. Sander: „Die Krankheit verläuft bei jedem Patienten individuell. Für eine optimale Therapie benötigt es neben einer interdisziplinären Zusammenarbeit auch Zeit und Zuwendung. Diese ist mit einem stationären Aufenthalt bei uns möglich.“
Fachärzte, Therapeuten und Pflegekräfte tauschen sich gemeinsam aus und erarbeiten ein individuelles Behandlungskonzept. Neben der diagnostischen Behandlung bildet die Therapie einen wesentlichen Schwerpunkt. Therapeuten der Physiotherapie, Logopädie und Ergotherapie haben eine qualifizierte Fortbildung absolviert. Prof. Sander: „Patienten profitieren von den medizinischen Möglichkeiten eines Akutkrankenhauses verbunden mit der rehabilitativen Behandlung im hochmodernen Therapiesetting.“
Ergänzt wird das Angebot im Benedictus Krankenhaus Feldafing durch extra geschulte Pflegefachkräfte, den sogenannten „Parkinson Nurses“. Eingebunden wird die Behandlung im Benedictus Krankenhaus Feldafing in eine familiäre und persönliche Betreuung während der Parkinson-Komplextherapie unter Einbeziehung der Angehörigen sowie den persönlichen Bedürfnissen der Patienten.
„Damit wollen wir dem Wunsch erkrankter Patienten an ein möglichst langes und mobiles Leben gerecht werden“, so Prof. Sander, der gemeinsam mit Oberärztin Dr. Susanne Kehrlein und Oberarzt Dr. Lukas Werle die Patienten betreut.
Die Physiotherapie bildet den Fokus. Sie behandelt die Symptome bei der Bradykinese, Hypokinese, Akinese, Rigor, posturale Instabilität und Tremor.
Bradykinese ist eine Verlangsamung der Bewegungen, die zu einer allgemeinen Verarmung der Bewegungen bis hin zur fast völligen Bewegungslosigkeit führen kann. Durch intensives Training großer Bewegungen, teilweise mit rhythmischer Ausführung und hoher Wiederholungszahl, kann diese Entwicklung beeinflusst werden. Auch das Gangtraining gehört dazu, da die Bradykinese oft zu Gangstörungen führt, wie zum Beispiel der Unfähigkeit, sich beim Gehen zu drehen oder gezielt anzuhalten und wieder zu starten.
Rigor ist eine gewisse Steifigkeit der Muskulatur, die die Bewegungsarmut verstärken kann und auch zu Kontrakturen führt, das heißt Einsteifung von Gelenken. „Den Rigor können wir durch Bewegungsübungen und Dehnungsübungen beeinflussen“, erklärt Wulf Thoma, Bereichsleiter Physiotherapie in der Neurologie und Geriatrie.
Posturale Instabilität ist die mangelnde Fähigkeit, eine aufrechte Körperhaltung im Sitz, Stand und beim Gehen beizubehalten und diese zu korrigieren. Die Folgen können eine gebeugte und gekrümmte Haltung sein bis hin zur Skoliose (Wirbelsäulenverkrümmung) sowie Verlust des Gleichgewichts bis hin zum Sturz. „Deswegen ist das Training einer aufrechten Position, Krafttraining für die Muskeln, die den Körper in einer aufrechten Haltung stabilisiert und Gleichgewichtstraining von besonderer Bedeutung“, so Wulf Thoma.
Tremor ist ein Zittern der Muskeln, der meist in Ruhe auftritt und je nach Intensität sehr störend sein kann. Wulf Thoma: „Den Tremor können wir mittels Physiotherapie weniger beeinflussen. Aber da der Tremor bei Aktivität oft verschwindet, gibt es die Möglichkeit der motorischen Kompensation, das heißt: durch eine Bewegung, die den Patienten nicht stört, wird der Tremor unterdrückt.“ Ein Übungsbeispiel hierzu wäre, bei einem Ruhetremor von Daumen und Zeigefinger mit einem Stift in der Hand zu spielen.
Fazit: „Morbus Parkinson kann physiotherapeutisch sehr effektiv behandelt werden, vorausgesetzt, die Behandlung beginnt frühzeitig und wird intensiv und langfristig fortgeführt“, so Wulf Thoma.
Speziell ausgebildete Pflegekräfte, sog. Parkinson Nurse, sind das Bindeglied zwischen Arzt und Patient. Neben der fachlichen Kompetenz ist auch ein hohes Maß an Empathie gefragt. Die Parkinson Nurse widmet sich mit viel Zeit und Geduld den Patienten und vor allem auch deren Angehörigen. „Wir beraten und informieren zum Beispiel über Hilfsmöglichkeiten, den Behandlungsmethoden oder die frühzeitige Erkennung möglicher Komplikationen“, so Anna Ludwig, Pflegedienstleitung.
Insbesondere gegenüber Angehörigen bietet das geschulte Pflegepersonal wichtige Aufklärungsarbeit, z. B. im Umgang mit dem Erkrankten im häuslichen Alltag. Anna Ludwig: „Diese Aufklärungsarbeit gemeinsam mit allen Berufsgruppen ist für eine Parkinson Nurse zentraler Bestandteil ganz im Sinne des Patientenwohls.“
Darüber hinaus erstellen wir eine individuelle Therapieempfehlung für die ambulante Weiterversorgung sowie Anleitungen zu einem Selbstübungsprogramm und ggf. Verordnung und Empfehlung notwendiger Hilfsmittel im häuslichen Umfeld.
Unser Sozialdienst steht für eine ausführliche Angehörigenberatung gemeinsam mit den Fachärzten und Therapeuten zur Verfügung. Das Benedictus Krankenhaus Feldafing möchte eine familiäre und persönliche Betreuung während der ParkinsonKomplextherapie schaffen, die individuell auf die Patienten und deren Angehörige abgestimmt ist.